Publikation

'Störfälle'

Autor: Dieter Zeitz
Veröffentlichung: 2000
GHL-Nr.: 101

Zum Inhalt

Der Sammelband mit 15 Erzählungen umfasst Arbeiten aus einer Zeitspanne von nahezu vierzig Jahren. Die Erfahrungen an der Zonengrenze (Sonntagsausflug), die Groteske um einen ausweglos Folgsamen (Hannibal), Indien (Your Fathers Name und Tod und erledigt), die Reise in die Vergangenheit (Die Gärten der Großmutter), die Durchdringung von Vergangenem und Gegenwärtigem (Boccaccio) und die anderen, im Feld der zwischenmenschlichen Kommunikation sich bewegenden Texte erzählen von überraschenden und erstaunlichen Wendungen im Gang der Ereignisse.

Leseproben

" (...) Zugegeben, in der Stadt, ich meine Certaldo, merkt man davon wenig. Gut, die Straße vor deinem Haus und vor der Kirche hier ist nach dir benannt, wenn man die leicht ansteigende Gasse eine Straße nennen will; eine Schule da unten in der Neustadt sicher auch, das ist so üblich; ein Wein aus dieser Gegend trägt deinen Namen; und sicherlich stehst du als Standbild auf dem Marktplatz. Aber sonst? In Gießen gibt es eigentlich nichts, was dir vergleichbar wäre, du kannst es nicht kennen und brauchst es nicht zu kennen. Aber in Gießen spielt eine deiner Novellen, nur darum erwähne ich überhaupt diese Stadt. (...) " - Aus: Boccaccio
" (...) Dann kommt Bewegung in ihre Glieder, sie zerren die Karte aus ihrer Hülle, suchen den Standort, ihre Finger hüpfen. "Umpfenbach heißt das", spricht leise der Weißbart. "Da will ich hin", sagt sofort der Grauschopf und dreht sich um und will weiterlaufen. "Bleib hier", sagt der Weißbart, "das ist zu weit. Wir müssten zuerst in die Tiefe steigen, dann wieder hoch aus der Tiefe heraus, macht alles in allem fünf Kilometer mehr." - "Na und?" ruft der Grauschopf und betont die Vokale . Der Weißbart senkt den Kopf und spricht: "Ja, es muß schön sein in Umpfenbach. Aber die Tage sind kurz, mein Lieber, es geht nicht, heute nicht." (...) " - Aus: Umpfenbach
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