Publikation

'Von deutscher Baukunst'

Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Jörg-Ulrich Fechner
Veröffentlichung: 1989 (Nachdruck nach dem Original von 1772)
GHL-Nr.: 81

Zum Inhalt

In seinem literarischen Erstlingswerk folgt Goethe der Wertung der Architektur als einer der Künste, wie dies Johann Jakob Winckelmann in Hinblick auf die griechische Architektur der magna Graecia formulierte. Am Beispiel des Straßburger Münsters und als Hommage an den Baumeister Erwin von Steinbach entwickelt Goethe gleichnishaft seine Vorstellung von der rechten Begegnung mit dem Kunstwerk und begründet aus der neuen Auffassung von angemessener Kunstkritik seine " Forderung nach sinnlicher Erkenntnis, nach Enthusiasmus für das Kunstwerk und nach Erfurcht vor dem Schöpfer". (Fechner)

Leseproben

" (...) Die Kunst ist lange bildend, eh sie schön ist, und doch, so wahre, große Kunst, ja, oft wahrer und größer, als die Schöne selbst. Denn in dem Menschen ist eine bildende Natur, die gleich sich thätig beweist, wenn seine Existenz gesichert ist. Sobald er nichts zu sorgen und zu fürchten hat, greift der Halbgott, wirksam in seiner Ruhe, umher nach Stoff ihm seinen Geist einzuhauchen. Und so modelt der Wilde mit abenteuerlichen Zügen, grässlichen Gestalten, hohen Farben, seine Cocos, seine Federn, und seinen Körper. Und lasst diese Bildnerei aus den willkürlichsten Formen bestehn, sie wird ohne Gestaltsverhältnis zusammenstimmen, denn Eine Empfindung schuf sie zum karackteristischen Ganzen (...) "
" (...) Von Deutscher Baukunst entwirft in enthusiastisch gesteigerter Prosa eine Auffassung von Kunst, wie sie in dem Verfasser durch den erinnerten Eindruck eines einzelnen, von ihm als bedeutend anerkannten Bauwerks ausgelöst worden ist. Der veröffentlichte text ist also das Endprodukt einer allmählichen Entwicklung, welche Goethe als den späteren Verfasser von einer ersten Wahrnehmung über eine bewusste Empfindung und einen damit verbundenen Genuß bis hin zum einfühlsamen Verstehen und schließlich zu der höchsten Steigerung seiner Begeisterung für dieses einzelne Bauwerk als Kunstwerk geleitet hat. (...) - Jörg-Ulrich Fechner
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